DIE GESCHICHTE VON LUSCHARI

Das Kanaltal verbindet die Poebene und die italienische Halbinsel mit Mittel- und Nordeuropa. Ihre Spuren hinterließen in diesem Gebiet mehr oder weniger Kelten, Römer, Slawen, Deutsche und Italiener.

Aufgrund der günstigen geografischen Lage ist das Kanaltal ein wichtiger Verkehrsweg zwischen Nordeuropa und Italien. Um das Jahr 1000 vor Christus mussten die hier lebenden Stämme die Vorherrschaft der Illyrer und der Veneter anerkennen, die aus dem Osten kamen. Um das Jahr 400 vor Christus wurde das Gebiet von den Kelten besiedelt, die in drei Stämme geteilt wurden: Noriker, Tauren und Karnier. Die römische Vorherrschaft brachte keine wichtigen Veränderungen aus der Sicht der Bevölkerungszusammensetzung. Auch die spätere Besiedelung durch die Slawen aus dem Nordosten veränderte die bestehende keltische Kultur in diesem Teil der Alpen nicht wesentlich.

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Über die römische Anwesenheit zeugen das ausgegrabene Mithräum und andere Reste in Saifnitz-Camporosso. Im Jahre 1007 kam das Kanaltal unter die Herrschaft der Bamberger, in kirchlichen Angelegenheiten war es dem Patriarchat von Aquileia untergeordnet. Hinsichtlich der Geografie und der Verwaltung war das Kanaltal bis zum Ende des Ersten Weltkrieges Teil von Kärnten. Im 18. Jahrhundert wurde es Teil von Österreich mit der Grenze in Pontaub-Pontebba. Die Napoleonischen Kriege hinterließen keine tieferen Spuren in diesen Orten.

Die Volkszählung aus dem Jahre 1910 zeigte folgendes Bild: Deutsche 77 Prozent, Slowenen 20 Prozent, andere 3 Prozent. Zehn Jahre später, nach der italienischen Okkupation, wurden 50 Prozent Deutsche gezählt, 13 Prozent Slowenen, 14 Prozent Italiener, die übrigen 20 Prozent gaben eine andere Nationalität an. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg, im Einklang mit der Vereinbarung zwischen Mussolini und Hitler, bekannten sich die Kanaltaler zu Deutschland oder zu Italien. Die Deutschen und die Slowenen (zusammen 80 Prozent der Bevölkerung) bekannten sich zu Deutschland. Die Mehrheit, das sind fast 60 Prozent der Bevölkerung, nahmen das Angebot Deutschlands an und zogen um. Damit verlor das Tal endgültig seinen österreichischen (slowenischen und deutschen) Charakter.

Die Jahre des Faschismus und des Zweiten Weltkrieges waren durch die intensive Italienisierung und der Aussiedlung der Deutsch und Slowenisch sprechenden Bevölkerung geprägt. Der Krieg und die kommunistische Revolution, die aus dem benachbarten Jugoslawien drohte, haben zusätzlich die Beziehungen zwischen den Volksgruppen verschärft, die schon früher zu Tage kamen. Nach dem Zweiten Weltkrieg und vor allem nach dem Zerfall des sowjetischen kommunistischen Imperiums öffneten sich die politischen Grenzen und die Verkehrswege entspannten sich, im Gegenteil verfestigten sich die sprachlichen und kulturellen Unterschiede. Während vor hundert Jahren die Bewohner des Kanaltales in der Regel alle drei Sprachen verstehen und sprechen konnten, kann das heute nur noch eine Handvoll von Leuten.

Die Auffindung der Statue der Gottesmutter ist zweifellos ein Umbruchmoment in der Geschichte nicht nur von Luschariberg, sondern auch von Saifnitz/ Camporosso, Tarvis und des ganzen Kanaltales. Nach der Überlieferung fand ein kleiner Hirte, den die Schafe zu jenem Ort führte, unter dem Strauch die Statue Marias mit dem Kind. Er trug sie ins Tal zum Pfarrer. Der bewahrte sie im Pfarrhof, doch die Statue fand immer wieder ihren Weg zurück auf den Berg. Nach Absprache mit dem Patriarchen von Aquileia wurden an der Stelle, wo die Statue gefunden wurde, eine Kapelle und später eine Kirche gebaut, die zum Ziel der Pilger aus nah und fern wurde.

Aufgrund der bergigen Lage war die Kirche nur in den Sommermonaten offen, vom Festtag der Geburt von Johannes des Täufers (24. Juni) bis zum ersten Sonntag im Oktober. Damals waren auch Priester für die Beichtgelegenheit und Messfeiern am Luschariberg anwesend, neben dem Pfarrhof entstand auch ein Gasthof, wo die Pilger auch übernachten und essen konnten. Die Chroniken berichten von über 10.000 Pilger, die in den kurzen Sommermonaten nach Luschariberg kamen, und das in einer Zeit, als es keine modernen Transportmittel und keine Seilbahn gab. Es gab aber auch „trockene“ Zeiten, darunter fallen die Josephinischen Reformen am Ende des 18. Jahrhunderts und die Zwischenkriegszeit im 20. Jahrhundert. Da gab es überhaupt keine Wallfahrten, die Marienstatue wurde ins Tal gebracht. Mit den Josephinischen Reformen und während des Ersten Weltkrieges wurde die Kirche absichtlich zerstört; es gab aber leider auch Naturkatastrophen und Feuerbrünste, die gelegentlich die angeschlagene Kirche und die übrigen Gebäude angegriffen haben.

Eine große Bewährungsprobe waren der Erste Weltkrieg und die nachfolgenden Jahrzehnte. Die Siedlung samt Kirche wurde niedergebrannt. Der Krieg wurde mit der Zersplitterung von Österreich-Ungarn beendet. Die Pariser Friedenskonferenz zerteilte das Gebiet, aus dem die Mehrheit der Pilger kam, auf drei Staaten: Österreich, Jugoslawien und Italien. Die Folge der neuen Grenzen war, dass der Pilgerstrom zum Luschariberg zum Stillstand kam. Die veränderten Verwaltungsverhältnisse erschwerten die Renovierung der Kirche und der Siedlung, zusätzlich mit der Tatsache, dass die Kontrolle über den Berg in zivile Hände kam, die nicht immer Gehör für den religiösen Charakter des Luschariberg hatte. Es dauerte nicht lange, bis die kleinen Stände für den Kerzen- und Souvenirverkauf zu kleinen Geschäften und Restaurants wurden.

In der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts und am Beginn des 21. Jahrhunderts erlebte der Luschariberg seine Blüte mit der Seilbahn und den Jubiläen. Das Jahr 1960 stand im Zeichen des 600-Jahr-Jubiläums der Auffindung der Statue, im Jahre 2010 wurde das 650-Jahr-Jubiläum gefeiert, dazwischen gab es im Jahre 2000 das große Jubiläum und davor ein Erdbeben, der Renovierungsarbeiten erforderte. Im Jahre 1960 schloss Tone Kralj seine Kirchenmalereien ab, die er in den dreißiger Jahren begonnen hat. Zum Jubiläum 2000 wurde die Umgebung um die Kirche hergerichtet und die Mauer befestigt.

Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts brachte auch einen Aufschwung des Fremdenverkehrs im Kanaltal und auf dem Luschariberg mit sich. Mit dem Bau der Schipiste, der Schlepplifte und der Seilbahn sind die Pilger und Besucher nicht mehr auf die Sommermonate angewiesen, denn die Kirche ist immer offen, wenn die Seilbahn in Betrieb ist. Die kommerzielle Tätigkeit blühte vor allem in den Wintermonaten, wenn der Luschariberg von den Touristen besucht wird, während im Sommer überwiegend Pilger hierher kommen.

Die Pfarrer von Luschariberg

Für die Kirche am Luschariberg sind in der Regel die Pfarrer von Camporosso zuständig. Bei der Pastoralarbeit in den Sommermonaten helfen ihnen auch andere Geistliche und Ordensschwestern.

p. Peter Lah S.J., Koordinator Luschari 2017-

Mons. Dionisio Mateucig, Pfarrer 1997–2016. Geboren in Drenka im Jahre 1937, gestorben in Udine 2016.

Giovanni Nicoletti, Pfarrer 1995-1996.

p. Bruno (Jožef) Korošak OFM, Pfarrer 1986-1995.

Mario Cernet, Pfarrer 1963-1984.

Jožef Simiz, Pfarrer 1940-1962.

Janez Guion, Pfarrer 1940.

Rafko Premrl, Pfarrer 1932-1940.

Viktor Kos, Pfarrer 1927-1932.

Natale Moncaro, Pfarrer 1924-1927.

Anton Češornja, Pfarrer 1924.

p. Pij Žankar OFM, Pfarrer 1911-1924.

p. Adolf Janez Čadež OFM, Pfarrer 1910-1911.

Janez Schnediz, Pfarrer 1909-1910.

Janez Amschl, Pfarrer 1905-1909.

Simon Inzko, Pfarrer 1888-1904.

Mehr:

KANALTAL / VALCANALE – Deutschsprachige Gemeinschaft in der Provinz Udine

Luis Thomas Prader,  DAS KANALTAL – EIN SONDERFALL?